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Fallende Benzinpreise als Konjunkturspritze

© RainerSturm / PIXELIO
Eigentlich schreibe ich nicht gern über Politik, doch ich denke ich bin oberflächlich genug, um mich auch in meinem Blog ein wenig darüber auszulassen, also verzeiht mir, dass ich nochmal ein Thema aus der Ecke aufgreife... ist grad so spannend ;-).
In der Nähe von Köln kosteten Benzin und Diesel gestern 99,9 Cent. Beinahe historische Werte, wenn man bedenkt, dass im Jahr 2002 diese Preismarke gerade erst geknackt wurde. An die dreistelligen (jaja, zweistellig mit einer Kommastelle) Preise kann man sich ja kaum noch erinnern.
Manch einer meint auch, der niedrige Spritpreis sei das beste Konjunkturprogramm überhaupt und würde die Konsumlaune noch viel mehr schüren, als die Millarden, die die Bundesregierungen großen Konzernen und Banken hinten rein stopft, damit sie es in lodernden Spekulationsflammen verbrennen können.
Doch ich bin mit dieser Deutung als Konjunkturpaket überhaupt nicht einverstanden. Zeigen sich hier nicht vielmehr die so oft gescholtenen "Selbstheilungskräfte des Marktes"? Durch den Zusammenbruch millardenschwerer Spekulationsblasen gehen einige Banken ein und reißen ein paar Großkonzerne und weitere Banken, die sich munter daran beteiligt haben, mit sich. Und nun, mit einer fast minimalen Verzögerung von 2 Monaten, sackt der Ölpreis ein und wenige Wochen später folgen die Benzinpreise und der Dieselpreis seinem Beispiel. Das hat doch niemand reguliert und bestimmt hat niemand in der Obrigkeit das als Konjunkturpaket geschnürt. Ich weiß nicht genau, was geschehen musste, damit der Ölpreis derart einbricht, aber ein Faktor war sicher die Angst der Menschen vor weiteren Verlusten. Es wurde weniger gezockt und dafür auf das eigene Wohl geachtet.
Jeder sorgt sich um sich selbst, und damit ist für alle gesorgt - das meiner Meinung nach eindeutigste und schlagkräftigste marktwirtschaftliche Sprichwort, das ich kenne. Und viele kenne ich nicht ;-).

1 Kommentar

Linear

  • *
    Anonym  
    die selbstheilungskräfte des marktes existieren nicht. das ist wirtschaftsliberalismus "adam smith" aus dem 19. jh pur. lies mal josef stiglitz, er setzt sich sehr verständlich mit dem scheitern des puren liberalismus auseinander. wie kommunismus ist auch der kapitalimus nur eine idealistische theorie. realistischerweise ist es ein mix aus beiden, der aber noch von gesellschaftlichen, geschichtlichen, geografischen faktoren, etc. abhängt.
    die entwicklung des ölpreises wird von verschiedenen faktoren beeinflusst. neben natürlichen ereignissen wie tropenstürmen, die z.b. bohrplattformen und damit die förderkapazität einschränken, bestimmen angebot und nachfrage natürlich den markt. während die industrieländer (seit en ölkrisen der 1970er) kontinuerlich weniger verbrauchen, steigt der bedarf der schwellenländer (china, indien) an. preiselastizität dürfte als prinzip bekannt sein. endliche vorkommen, stagnierende exploration von neuen förderquellen und das opec-kartell begrenzen das angebot und de nachfrage steigt weiter. alternativen wie flüssiggas, ölsand oder sibirisches öl waren bis vor kurzem noch zu teuer, aber werden inzwischen auch rentabel. die nachfrage bei begrenzem angebot treibt als den preis in die höhe. zusätzlich wurde in den letzten jahren verstärkt auf so genannte "commodity futures" gesetzt. vereinfacht ausgedrückt, wird hier auf zukünftige geschäfte mit rohstoffen spekuliert. da die nachfrage nach erzen, getreide und auch öl durch die schwellenländer massiv gestiegen ist, erhöhten sich auch die zu erzielenden preise für rohstoffe. die lockt logischerweise auch investoren, z.b. hedge funds an, die dann auf steigende rohstoffpreise an den rohstoffbörsen spekulieren und dann mit den gewinnunterschieden beim verkauf kasse machen. so können z.b. die zeitweise extrem starken preisschwankungen des ölpreises durch spekulation erklärt werden.
    durch die banken- und finanzkrise sinkt die weltweite nachfrage, da auch staaten wie china und indien im wachstum stagnieren und der verbrauch in allen bereichen stagniert bzw. zurückgeht. die nachfrage sinkt, wir haben einen überschuss an öl, der auf dem markt verkauft werden muss (kann man schlecht in großen mengen lagern) und der preis sinkt logischerweise. dies wird aber nur ein temporäres phänomen bleiben, bis sich die schwellenländer wieder erholt haben. auch die spekulationen auf rohstoffe sind nur momentan etwas abgeflaut. zusammenfassung: nachfrage und angebot in kombination it spekulationen an den börsen bestimmen den ölpreis neben kartellen, umwelt und politischen einflüssen.
    noch eine meinung: der ölpreis kann auch ruhig bei 2,50€ liegen, da nur so der umstieg auf benzinsparende autos (besonders in den usa) erreicht werden kann. auch wenn es den autofahrern nicht gefällt, die zeiten grenzenlosen individualverkehrs werden bald für die mehrheit vorbei sein. denn nur über das geld kann ein trend hin zu alternativen antriebstechniken und zum sparsamen umgang mit dem wertvollen öl erfolgen.

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